Recycling von Mischkunststoffen in Sachsen Quelle: 320° Deutschlands Online Magazin für die Recyclingwirtschaft
In diesem Jahr wird die Sortcycle GmbH mit der Verwertung von Mischkunststoffen beginnen.
Im Interview erklärt Geschäftsführer Sascha Schuh, welche Pläne er für die Verwertungsanlage in Sachsen verfolgt und wie die gesellschaftliche Meinung die Absatzchancen der Endprodukte beeinflusst.
Die zur Ascon Resource Management Holding gehörende Sortcycle GmbH hat im Januar 2019 die Kunststoffverwertungsanlage im sächsischen Großrückerswalde übernommen. Seither hat Sortcycle die Kapazität der Anlage auf 6.000 Tonnen PET ausgebaut. Im Mittelpunkt steht die Produktion von klaren und bunten PET-Flakes vornehmlich aus Getränkeflaschen aus den USA und Kanada. Für 2020 ist der Bau einer weiteren Mahllinie für PET und Polyolefine geplant.
Geschäftsführer von Sortcycle ist Sascha Schuh. Er ist auch Geschäftsführer der Ascon Resource Management Holding GmbH sowie Inhaber der Firmen Ascon GmbH, EUPVcycle und Ascon Corp.
Herr Schuh, Mischkunststoffe aus haushaltsnahen Sammlungen gelten als schwer recycelbar. Warum haben Sie sich ausgerechnet diese Fraktion für Ihre Verwertungsanlage in Sachsen ausgesucht?
Die Idee dazu hatten wir im vergangenen Jahr. Da waren wir in Gesprächen mit den Sächsischen Regionalbahnen und haben festgestellt, dass die Regionalbahnen Probleme mit Holzschwellen hat. Früher wurden die Holzschwellen mit Holzschutzmitteln und Ölen so präpariert, dass sie mehr als 50 Jahre gehalten haben. Heute werden die Schwellen nur noch aus Eichenholz angeboten, die allerdings nur noch weniger als 10 Jahr halten. Wir haben die Kunststoffschwelle als Alternative ins Spiel gebracht. Denn die Kunststoffschwelle fault nicht und ändert zudem ihre Farbe kaum.
Produzieren Sie die Kunststoffschwellen nur für die Sächsischen Regionalbahnen?
Ja, wir haben uns vorgenommen, dass wir nicht auf Halde produzieren werden, sondern nur das herstellen, was auch vertraglich nachgefragt wird.
Welche Endprodukte außer Kunststoffschwellen kommen noch infrage?
Wir können uns vorstellen, auch im Bereich Bootsstege und Uferbefestigungen aktiv zu werden. Dort könnten Mischkunststoffe sehr gut eingesetzt werden. Aber dafür muss sich erst die gesellschaftliche Meinung ändern. Die Diskussionen über den Eintrag von Mikroplastik in Seen und Flüssen haben dazu geführt, dass die Nachfrage aus diesem Segment spürbar zurückgegangen ist.
Die Jahreskapazität Ihrer Verwertungsanlage soll auf 30.000 Tonnen ausgebaut werden. Bis wann wird diese Kapazität tatsächlich verfügbar sein?
Voraussichtlich bis Ende 2022. Aktuell haben wir in Großrückerswalde eine Kapazität von 6.000 Tonnen für die PET-Aufbereitung, in diesem Jahr werden wir die Kapazität um zusätzliche 6.000 Tonnen für Mischkunststoffe und Folien erweitern. In den kommenden Jahren werden die Kapazität weiter ausbauen, bis wir dann Ende 2022 planmäßig bei einer Gesamtkapazität von 30.000 Jahrestonnen sein werden.
Sie erhalten die Mischkunststoffe vor allem von dualen Systemen, oder?
Ja, aber nicht nur. Wir bekommen auch Material von Rücknahmesystemen aus dem benachbarten Ausland.
Und für die Annahme des Materials erhalten Sie vermutlich Zuzahlungen?
Ja, genau. Da die Qualität von Mischkunststoffe nicht besonders hoch ist, sind die Zuzahlungen derzeit relativ hoch. Das schlägt sich folglich in einem relativ niedrigen Verkaufspreis nieder. Sollte sich die Qualität eines Tages verbessern, würde dann auch der Verkaufspreis steigen.
Bislang ist Ihr Geschäftsmodell auf Sachsen beschränkt. Was spricht dagegen, die Kunststoffschwellen auch bundesweit zu vermarkten?
Der Absatzmarkt ist zuerst auf Sachsen beschränkt, nicht das Geschäftsmodell. Das Geschäftsmodell ist durchaus auf andere Märkte ausbaubar. Ende letzten Jahres gab es auch schon erste Kontakte zu einer russischen Großstadt, die gesammelte und vermischte Kunststoffe wieder einsetzen möchte. Aufgrund der Beschaffenheit der Eisenbahnschwelle und ihren geringen Dehnungsschwankungen ist sie auch in klimatisch schwierigeren Regionen einsetzbar. Kurz gesagt: Wir wollen das Geschäftsmodell langsam und nachhaltig entwickeln.